Silversalt Interview

JOBO zu Fragen von Silversalt, Tokyo, Japan:
JOBO bietet nun automatische Fimprozessoren in der dritten Generation. Was ist der Vorteil für den Anwender?
Bei der Entwicklung des Films ist es entscheidend, dass diese einmaligen Bilder perfekt entwickelt werden. Die automatischen Prozessoren bieten stets reproduzierbare Ergebnisse. Damit können Entwicklungszeiten und Temperaturen für jeden Filmtyp exakt eingehalten werden. Für Schwarzweißfilme ist die Temperatursteuerung meist nicht so entscheidend, aber eine perfekte, gleichmäßige Filmentwicklung eines Planfilms ist nachweislich sehr herausfordernd ohne die konstante Rotationsentwicklung in dem JOBO Expert Tank. Ein gleichmäßiges Grau über einen ganzen Planfilm in einer manuellen Entwicklung zu erzielen ist fast nicht möglich. 
Freilich werden die Trümpfe des Prozessors so richtig bei der Entwicklung von Farbfilm ausgespielt. Bei JOBO Prozessoren ist durch die konstante Temperaturkontrolle auf +/- 0.2 °C ein absoluter Verlass auf saubere Entwicklung – egal ob C-41 oder E-6.
Für die passionierten Photographen ist aber auch die Papierentwicklung wichtig. Schwarz-Weiß wird sicher klassisch in Schalen entwickelt, aber eine gute RA-4 Entwicklung muss temperaturgesteuert mit präzisen Zeiten im JOBO-Prozessor laufen. Alle Photoenthusiasten, die fast ausschließlich mit 35 mm Film und Rollfilm arbeiten, sind mit dem CPE-3 perfekt ausgestattet – natürlich am besten mit Lift.
Für die passionierten Photographen, die mit dem Großformat unterwegs sind, ist der CPP-3 perfekt. Dieser Prozessor hat direkt die wichtigsten Prozesse hinterlegt und ist kompatibel mit den oben bereits erwähnten Expert Tanks.

JOBO ist ein traditionelles und innovatives Unternehmen, das einen relativ kleinen Markt bedient. Muss JOBO Kopien fürchten?
Natürlich gibt es auch heute immer mal einige Tüftler oder auch Firmen, die sich daran wagen neue Produkte für den kleinen Analogmarkt zu entwickeln. Grundsätzlich begrüßen wir jedes Engagement für Silberhalogenid. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass eine konstante Thermik möglichst gleichmäßig im Wassermantelbad kein Ergebnis des Zufalls ist. Unsere Ingenieure haben in das Produktdesign zahllose Stunden an Tests und Arbeit gesteckt um die JOBO Prozessoren zu dem zu machen, was sie schon immer waren: zuverlässige Arbeitstiere. Auf dieses vorhandene Wissen kann JOBO auch heute zurückgreifen.
Nicht umsonst haben legendäre Photographen in der ganzen Welt gerne auf unsere zuverlässigen Geräte zurückgegriffen. Einzigartig im Markt ist auch das modulare JOBO-System. Unsere Prozessoren sind mit fast allen JOBO Tanks kompatibel. Es gibt Umrüstkits in fast jede denkbare Richtung. Kein Kunde, der einmal mit JOBO gestartet ist, fängt jemals von Null an, wenn er seinen Arbeitsbereich ausbaut. Das JOBO-Labor lässt sich fast beliebig erweitern. Unser größter Wettbewerb waren wir uns in den letzten 10 Jahren selbst. Aufgrund der weit überdurchschnittlichen Lebensdauer unserer Geräte, sind diese oft noch nach 20 bis 40 Jahren im Einsatz.
Durch das kleine Analog-Revival, das weltweit seit wenigen Jahren wieder stattfindet, sind glücklicherweise auch die Preise der JOBO Geräte auf dem Gebrauchtmarkt deutlich gestiegen, so dass wir zwar nicht reich werden, aber zumindest am Markt mit neu produziertem Analog-Equipment präsent bleiben können. Das ist unser bescheidener Beitrag zum Erbe der Photoindustrie.

Wie sehen Sie die Zukunft der Filmphotographie?
Der Paradigmenwechsel zur digitalen Photographie hat für unser digitales Zeitalter entscheidende Impulse gegeben. Vorbei sind die Zeiten, wo JOBO mit Laboren die Olympiaden begleitet hat, um schon „über Nacht“ die Weltsportler in Siegerpose an die Zeitungen zu liefern. Instant Coffe, Fast Food, instant photography, instant everything. Aber der wahre Kaffegenuss ist nicht im Instant-Coffee, der kulinarische Gipfel besteht nicht im Fast Food. Ein Bild, das wirklich ÜBER DIE ZEIT hinweg den Augenblick festhalten soll, statt nur einen Augenblick an einen anderen Ort zu übertragen, dass braucht ein inneres Sehen. Ein Bild, welches das Wahre, Schöne, und Gute zu transportieren sucht – ist meist kein Ergebnis von Zufall, auch wenn der Zufall oft in ein perfektes und einzigartiges Bild hineinspielt.
Der Film bietet ein einzigartiges Gegengewicht in unserer digitalen Beliebigkeit. Keine „Virtual Reality“ – keine „Augmented Reality“ – sondern echte Photographie. In der Dunkelkammer liegt ja ein gewisser Zauber, wenn ein S/W Bild in der Schale „am Kommen ist“. Das latente Bild wird sichtbar. Physik wird zu Ästhetik. Das ist echtes Handwerk – Artisan. Hier geschieht eine Rückversetzung in ein früheres
Jahrhundert. Der Luxus der Entschleunigung, die unserer Seele guttut. Das Handling, das spannende Warten von Belichtung und Entwicklung noch bei Rotlicht bis hin zur Betrachtung bei Licht…Das ist ein 100% analoger Prozess, der sich weder in rechteckige Pixel zwängen lässt, noch digitalisiert werden kann. Das analoge Bild löst sich niemals in virtuelle Nullen und Einsen auf. Insofern ist analoge
Photographie immer „echte“ Photographie. Nach dem Motto Get real. Go analog. Go JOBO. Vielleicht ist es kein Zufall, dass während der Verkauf von Digitalkameras rückläufig ist, die Filmhersteller wieder steigende Verkäufe melden. Insbesondere steigt der Absatz von Rollfilm und Planfilm. Das ist eine enorme Chance für die Photographie. Für die Kunst. Für das echte Bild. Für das Wahre und Schöne.
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